Fischer Taschenbuch Verlag 2003
ISBN 3-596-15990-3
€ 7,90 (D)
Von der Auslöschung und Wiederholbarkeit
Maria Benedickt hat ein neues Buch vorgelegt, das vielversprechend für alle ihre weiteren den LeserInnen neue Blickwinkel auf das eigene Leben, auf Mögliches und Surreales, auf Wünsche, Sehnsüchte und den Umgang mit Trauer bietet.
Eine verwitwete Rechtsanwältin, nicht alt, nicht jung, die ein eisernes Konzept aus Arbeitsdisziplin und Flucht vor menschlicher Gesellschaft in private Isolation gegen den Kummer um den Tod ihres Geliebten entwickelt hat, wacht eines Morgens nach einer offensichtlich sexuell stürmischen Nacht mit einem Unbekannten in einer unbekannten Wohnung auf.
Rasant und aufwühlend begleitet Benedickt ihre entgeisterte Protagonistin in eine sich immer verwirrender und beunruhigender präsentierende Umwelt. Ein alter Mann und Klient der Kanzlei entpuppt sich als machtvoller Drahtzieher. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und beängstigenden Illusionen verwischen sich. Dabei spielt die Autorin mit dem reizvollen Bild der Füchsin aus der japanischen Märchenwelt, einem göttlichen Fabelwesen, das zwischen Lebenden und Toten vermitteln, täuschen, aber auch in die Irre führen kann.
Die Fragen, ob das Schicksal aufhaltbar, veränderbar ist, ob es so etwas wie Vorhersehung überhaupt gibt, welche Rolle der gewaltsame Tod spielt und wie wir mit Verlusten umgehen, bilden das Thema des Romans. Der eindringliche Sprachduktus und das Tempo lässt seine LeserInnen trotz der teilweise atemberaubenden Kapriolen sehr nachdenklich über das Wesen der Liebe und in gewisser Weise verzaubert zurück.
Fazit:
Absolut lesenswert, wenn man sich einen neuen, spannend und widersprüchlich märchenhaften Zugang zu einem alten Thema in einer überzeugend dichten Sprache wünscht.
B.K.
Veröffentlicht in der Buchkultur 2004