Übersetzung von B. Szelinski und Else Laudan
Kriminalroman, Ariadne 2013, 316 S. TB
Ein Weißer wird vor einem AIDS-Hilfszentrum erschossen. Ungewöhnlich ist, dass er kurz zuvor die Journalistin Maggie Cloete telefonisch kontaktierte und dass sie, als sie sich aufrafft, diesen Fall mit großem persönlichem Engagement aufzuklären, schnell unsichtbaren Hintermännern gefährlich wird. Denn im Südafrika der Jahrtausendwende wird verschämt über Aids geschwiegen und gibt es keine staatliche Unterstützung für wirksame Therapien. Dies öffnet den Markt für dubiose Heiler und eine Gewaltspirale, an der die ganze Gesellschaft krankt.
In einem rasant geschriebenen Krimi enthüllt die Südafrikanerin Charlotte Otter, die nun in Deutschland lebt, Aspekte des modernen Südafrika, das immer noch unter den Folgen der Apartheid und des Grenzkrieges zu Angola leidet. Maggie Cloete ist eine unkonventionelle Reporterin mit einem unkonventionellen Werdegang, die sich nicht so leicht einschüchtern und vor allem nicht locker lässt, wenn sie sich in einer Recherche verbissen hat. Als ihr klar wird, dass nicht nur Balthasars Familie einiges geheim hält, hat sie sich schon Feinde gemacht. Ihre Zeitung zieht sie von dem Fall ab, aber Maggie steckt schon zu tief in dem Drama. Denn Balthasars Vermächtnis sind Waisenkinder, zum Teil mit Aids geboren, um die er sich aufopfernd gekümmert hat.
Wie die Mitarbeiter aus dem Zentrum, mafios organisierte Geschäftsleute, Maggie, die sich eigentlich persönlich aus allem heraushalten wollte, und vor allem die verschlossene Familie Balthasars auf diese Kinder und viele Kranke reagieren, treibt die Handlung aufregend voran. Dicht sind auch die Beschreibungen der Landschaft, der ausgestorbenen Täler KwaZulu-Natals, die sprachlich hinreißenden Darstellungen der Dörfer, ihrer im Stich gelassenen Bewohner. Trotz aller Trostlosigkeit gibt es Schönheit, wird die Hoffnung nicht zerstört.
Maggie ist eine Heldin, von der man sich noch viele Leseabenteuer wünscht, denn Charlotte Otter hat ihr einige widersprüchliche und spannende Freunde zur Seite gestellt. Das Buch selbst ist liebevoll redigiert, blendend übersetzt und mit einem hilfreichen Glossar zu Südafrika und verwendeten lokalen Ausdrücken ausgestattet. Ein spannendes und bereicherndes Lesevergnügen.
B. K.
Veröffentlicht Herbst 2013 auf www.crimechronicles.co.uk